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Sonja's Blog

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14
Mai

Mit einer Wassermelone über die Kaparten

Meine diesjährige Radreise plante ich von Hermanstadt in Rumänien über die Kaparten, nach Varna in Bulgarien an der Schwarzmeerküste, zum Donaudelta, noch einmal über die Kaparten, zum Schloss Bran und zurück nach Hermanstadt. Insgesamt waren es 1570 Kilometer in drei Wochen. Dabei
probierte ich erstmals, ob mit Rohkost so eine sportliche Dauerbelastung möglich ist, bei der man jeden Tag 4 – 7 Stunden im Sattel sitzt und dabei ein mit 30kg Gepäck beladenes Reiserad pro Tag 50 – 120km durch die Landschaft fährt. Meine Ernährung stellte ich vor 6 Jahren auf vegetarisch mit etwa 70% Rohkostanteil um, was sich schon positiv auf meinen Gesundheitszustand auswirkte. Bereits damit machte ich viele kleine und ein paar große Radtouren. Die größten waren 3 Wochen Finnland-Norwegen und 6 Wochen Island. Den Umstieg auf 100% Rohkost schaffte ich endlich Ende 2011 und startete nun erstmals damit Ende April, zu Beginn der diesjährigen Radsaison diese Tour.

Gleich zu Beginn ging es über die Kaparten, dort habe ich eine Strecke auf Nebenstraßen gefunden, bei der es nur bis auf einen Pass von 880 Höhenmetern rauf geht, das ist wie einmal über den Harz. Aber das ist sehr interessant, dabei kam ich durch abgelegene Bergdörfer, die nie ein Tourist zuvor betreten hat. Dort ist die Zeit stehen geblieben und die Menschen leben noch wie vor hundert Jahren. Es gibt keine Strassen, nur einen Feldweg, es ist fast kein Verkehr und die Haustiere wie Hühner, Enten, Gänse, Schweine leben auf der Strasse. Auch konnte ich erleben, was man sonst nur im Fernsehen sieht. Es kamen Schäfer mit einer riesigen Schafherde auf dem Weg entlang, da musste ich stehen bleiben und warten bis er durch war. Die Leute dort mussten mich mit meinem High-Tech-Fahrrad und meiner modernen Sportbekleidung für einen Außerirdischen gehalten haben.

Hinter den Kaparten war es noch einige Kilometer hügelig, dann Richtung Bulgarien wurde es immer flacher. Umso schlechter die Strassen, umso langsamer fahren die Autos. Ich fuhr auf Nebenstrassen, auf einem Abschnitt sind die Autos etwa mit 30km/h im Slalom um die Schlaglöcher gefahren. Dann ging es über die Donau nach Bulgarien, das war eine andere Welt. Das Land erinnert an die DDR. Während in Rumänien die Häuser bunt sind und einen Baustil mit Bögen und Säulen haben, sind die Häuser dort schlicht und grau. Man sieht noch sozialistische Denkmähler. Das Land ist eher flach bis hügelig, sehr dünn besiedelt und hat riesige Felder bis zum Horizont. Erst in der Nähe von Varna wurde es ein bisschen gebirgiger mit Wald und Wiesen. In einem Waldgebiet vor Varna, wo kein Haus zu sehen war, standen ungewöhnlich viele Anhalterinnen, einzeln in einem Abstand von etwa 100 Metern, seltsam. Bestimmt bin ich an etwa 20 vorbeigefahren.

Nach 5 Tagen erreichte ich in Varna die Schwarzmeerküste. Leider war die Wassertemperatur mit 8 Grad noch ein wenig frisch zum Baden. Aber es gab am Strand ein Bad, das mit Geothermalwasser auf etwa angenehme 39 Grad beheizt wurde. Das war zwar nicht schön, dafür kostete es aber nichts und nach der Radtour war es sehr angenehm darin zu entspannen. Die weitere Fahrt ging entlang der Schwarzmeerküste vorbei an riesigen Hotelparks, die auf den Touristenansturm vorbereitet wurden und noch viel gebaut wurde. In Bulgarien ist die Küste in der Regel recht steil, es gibt aber auch große Abschnitte mit Sandstränden. Auf dem Weg geht es dann mal eben 100 Höhenmeter rauf und wieder runter. Weiter ging es nach Varma Vege in Rumänien, und Konstanza. Hier wollte ich nicht am Strand übernachten und fand für das Touristengebiet ein relativ günstiges 3 Sterne Hotel Rivera, wo ich allerdings doch besser im Zelt geschlafen hätte. Es gab kein warmes Wasser, kalt baden könnte ich auch im Meer. Das Bett brach zusammen und auf dem Flur war kein Licht. Am Morgen stellte ich fest, „Breakfast is not inclusive“, dafür hätte ich noch etwa 5 Euro drauf bezahlen müssen. Wie das ausgesehen hätte möchte ich nicht wissen, also verschwand ich ohne Frühstück aus dem Hotel.

In Murighol erreichte ich etwa den nordöstlichsten Punkt, der in Rumänien auf der Strasse zu erreichen ist. Hier gönnte ich mir als Highlight meiner Reise eine Rundfahrt im Donaudelta mit einem Motorboot. Das ist die einzigste Möglichkeit, das wirklich zu besichtigen.

Das Radfahren funktioniert mit Rohkost sehr gut und hat, wie ich feststellte einige Vorteile gegenüber meiner früheren Ernährung. Der Wasserverbrauch ist viel geringer, was wahrscheinlich an der salzlosen Ernährung und an dem saftigen Obst liegt. Auch an heißen Tagen reichte meist eine große Trinkflasche. Ich bin nicht unbedingt schneller unterwegs und merke abends auch, das ich den ganzen Tag im Sattel gesessen habe, aber auch nach den anstrengenden Kapartenüberquerungen fühlte ich mich am nächsten Morgen wieder fit und hatte keinen Pausentag nötig. Außerdem brauchte ich keinen Campingkocher und kein Kochgeschirr mitzunehmen, sowie keine teuren Restaurants zu besuchen. Eins musste ich allerdings mit Rohkosternährung beachten und zwar sind die Essenspausen unbedingt regelmäßig einzuhalten, sonst kommt der Hunger und nicht allmählich, wie ich es gewohnt war, sondern recht schnell, dann sind keine 20kmmehr drin. Also, am besten rechtzeitig Pausen machen und lieber eine mehr als eine zuwenig, dann läuft es sehr gut. Nach einer Mahlzeit fühlte ich mich gleich wieder fitt und hatte nicht wie sonst erstmal mit schweren Beinen zu kämpfen.

Während der Tour experimentierte ich mit der Ernährung ein wenig, es bewährte sich aber, nur den Anteil der energiereichen Nüsse und Trockenfrüchte zu erhöhen.

Zum ersten Frühstück gab es Obst mit Wildkräutern und ein paar Trockenfrüchten. Je nachdem was gerade verfügbar war, zum Beispiel Äpfel, Banane, Birne, Melone, Orange, Kiwi, Erdbeeren; dazu Wildkräuter und ein paar Trockenfrüchte wie Datteln, Rosinen oder Feigen. Zum zweiten Frühstück gab es Wallnüsse, Mandeln (wenn möglich eingeweicht), Cashewnüsse oder Sonnenblumenkerne. Dazu Trockenfrüchte, Gurke, Lauch und Wildkräuter.

Zum Mittag gab es als ersten Gang ein wenig Obst, danach bereitete ich den Salat zu. Dazu gab es Kohl oder Salat mit dem was verfügbar war, wie Tomaten, Gurke, Sellerie, Möhre, Radieschen, rote Beete, Paprika, Blumenkohl, Brokkoli, Tiefkühlmais, Tiefkühlerbsen, Lauch, Zwiebeln, Peperoni, Oliven und Avocado. Zum Schluss kommt darüber Kaltgepresstes Olivenöl. Man kann schon mit Rohkost unterwegs ordentlich essen. Was sich besonders an heißen Tagen bewährte ist, eine Zitrone zum Teil über das Essen und den andern Teil in die Trinkflasche auspressen.

Zum Nachmittag gab es an heißen Tagen eine Obstmahlzeit, an kalten Tagen Nüsse und zum Abend wieder einen Salat.

Bei den nächsten Tagen auf der Fahrt ins Landesinnere hatte ich weiterhin bestes Radwetter, wolkenloser Himmel, Sonne und die Temperaturen stiegen aufgrund des fehlenden kühlen Meerwindes auf 30°C. Zur Mittagszeit zwischen 14 und 17:00 Uhr wurde es noch wärmer, so 35 bis 38°C, das war dann schon zu heiß um längere Strecken zu fahren. Da heißt es möglichst früh starten und dann zur Mittagszeit ausgiebig Pause machen um zu essen und wenn möglich zu baden. Einmal traf ich eine Gruppe rumänischer Radsportler, von denen ich auf der ganzen Tour nur zweimal welche traf. Sie waren ganz gut drauf und hatten eine Flasche Skol (rumänisches Bier) dabei, wovon sie erstmal eine Runde ausschenkten. Einer kannte sich mit Fahrrädern aus und sah, dass ich ein hochwertiges Rad hatte. Er konnte ganz gut den Wert schätzen. Wir tauschten die E-Mail Adressen aus und verabschiedeten uns mit „Drum Bun“, was übersetzt „guter Weg“ heißt und bedeutet „gute Fahrt“ oder „gute Reise“. Bis zu den Kaparten war die Gegend flach mit vielen Feldern, aber auch großen Wiesen und ein paar Seen. Die Temperaturen blieben so heiß, da hätte ich mir eine Wassermelone gewünscht, aber es ist noch nicht Melonenzeit und ich hatte nur einmal Melonen gesehen, die viel zu groß waren. Dann als es allmählich in die Kaparten ging entdecke ich in einer Kaufhalle eine kleine 2kg Wassermelone, da habe ich gleich zugeschlagen. Jetzt ging es zwar ins Gebirge, aber auf das Gewicht kommt es auch nicht mehr drauf an. Die weitere Fahrt ging durch ein Tal, das immer schmaler wurde und recht dicht besiedelt war. Auf etwa 500m Höhe waren die Temperaturen zur Mittagszeit nur noch angenehme 33°C. Einen schönen Zeltplatz fand ich auf einem Berg auf einer Wiese unterhalb einer Kapelle. Von dort hatte ich eine schöne Aussicht über das Tal. Am nächsten Tag ging es ordentlich steil bergauf. Nach einer halben Stunde Fahrt von 600 auf 800 Höhenmeter passierte ein Unglück. Hinter mir gab es einen dumpfen Schlag, das sah nicht gut aus. Meine Wassermelone, die ich für den Gipfel aufheben wollte, hatte sich verabschiedet. Aber das meiste konnte ich noch vor den nachfolgenden Autos retten. Es sollte wohl sein, so konnte ich die Melone bei Sonne und angenehmen Temperaturen auf der Südseite der Kaparten verspeisen. Auf dem Gipfel auf 1140m war es dann bewölkt und recht kühl.

Mein nächstes Ziel war das Schoss Bran, wo Dracula gewohnt haben soll. Die Gegend ist Touristisch erschlossen, es gibt sehr viele Hotels und Pensionen und in Bran fand ich den Zeltplatz „Vampir Camping“. Hier traf ich einen deutschen Camper mit einem Wohnmobil. Er erzählte, dass er den schönsten Pass von Rumänien fahren wollte, der auf über 2000m rauf geht. Er musste aber wieder umdrehen, weil dort noch über 2m Schnee lag. In der Nacht stellte ich fest, dass Vollmond war, da war ich genau zur richtigen Zeit auf dem Zeltplatz, ich habe aber keine Vampire gesehen. Am nächsten Tag besichtigte ich das Schloss, das ist ganz sehenswert. Weiter ging die Fahrt durch die Gegend nördlich der Kaparten. Dort ist es sehr schön. Es gibt sehr viel Wald und Wiesen. Ich kam durch ein Dorf, wo gegen Abend sehr viele Kühe einfach so auf der Straße liefen. Einen Zeltplatz fand ich auf einer Wiese unterhalb von einem Viadukt, wo früher eine Bahnlinie war. Am nächsten morgen hatte ich Besuch von den Kühen, die scheinbar selbständig ihre Weiden aufsuchten und musste aufpassen, dass sie nicht an meine Essensvorräte gingen.

Auf der weitern Fahrt kam ich an einer Informationstafel zu einem Tal in dem Braunbären leben. Das wäre ein Highlight einen zu fotografieren, also fuhr ich hinein. Der Weg war nicht auf der Karte, aber mit einem GPS Gerät kann nichts schief gehen. Er verlief parallel zur Straße, die ich weiter zurück fahren wollte und hoffte dann wieder drauf zu kommen. Das Tal ist sehr schön, der Weg führt immer entlang eines Flusses erst durch Wiesen, dann ging es in einen Wald. Das Tal wurde immer schmaler und steiler, bis es nach etwa 15km in eine Schlucht ging. Dann stellte ich fest, dass der Weg nach Süden zu den Kaparten abbog. Irgendwann glaubte ich auf diesem Weg nicht mehr weiterzukommen und musste die Strecke wieder zurückrollen.

Bei der weiteren Rückfahrt kam ich an der Stelle vorbei, wo der schönste Pass sein müsste. Ich überlegte, ob ich da rauf fahre und mir den noch anschaue, aber es zogen Gewitter auf und genau in Richtung der Berge. Es sah so aus als ob es dort schon regnet. Also entschied ich mir diesen Pass für die nächste Tour aufzuheben. Zum Abschluss besuchte ich noch das Bad Neptun in Hermanstadt.

Viele Grüße,

Stefan Jähn

PS: Von dieser Reise mache ich auch wieder einen Diavortrag. Wenn Interesse für einen Vortrag besteht, bitte auf meiner E-Mail s.jaehn@gmx.de anfragen, vielleicht lässt sich einer in Ihrer Nähe organisieren.

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